Bericht zwei meiner Reise.

Wir waren in Hampi, vor sehr langer Zeit mal die Hauptstadt des Königreichs Vijayanagara, welches fast ganz Südindien beinhaltete. Davon zeugen noch die Ruinen von alten Marktstraßen – gute hundert Meter breit, um die vielen Elefanten beherbergen zu können – und von Tempeln. Hunderte Tempelruinen sind rund um Hampi zu besichtigen und die meisten von ihnen völlig frei zugänglich.

Ein anderes großes Highlightin Hampi, zumindest für mich, heißt XL SUPER HEAVY DUTY. Ein XL SUPER HEAVY DUTY ist alt, verrostet, unzerstörbar und billig zu mieten. Mancher mag es auch Moped nennen.
Man kann auch Roller mieten, die gut in Schuss sind und mit denen man auch Anstiege bewältigen kann, die über den Steigungsgrad einer Ebene hinausgehen, als ich aber das erste mal eines dieser Mopeds gemietet habe war jedes andere Gefährt sofort ausgeschlossen. Meine Leidenschaft für dieses Fahrzeug wurde auch geteilt. Wir waren die Tage in Hampi mit einem Holländer namens Koen unterwegs, der die Strecke von Holland nach Indien am Fahrrad zurückgelegt hat. Ihm war wohl die Abwechslung, einen Motor zur Verfügung zu haben, ganz recht.

Koen und zwei XL SUPER HEAVY DUTY


Ohne Worte.


Eines Morgens beschlossen wir, uns ein weiteres Mal ein XL SUPER HEAVY DUTY zu mieten und ein bisschen durch die Landschaft zu fahren. Man muss erwähnen, dass unser Morgen in Hampi um etwa 14:00 Uhr begonnen hat, weil die Zeit nach dem Aufstehen bis 14 Uhr gefrühstückt wurde.

Gesagt  – getan. Zuerst die Straße entlang in den nächsten größeren Ort, wo wir auf einen Tempelberg mitten in der Stadt wanderten von wo aus man die gesamte Gegend überblickte und wohin sich kein anderer Tourist oder Einheimischer verirrte. Im Anschluss weg von der Straße ins felsig-wüstige Umland Hampis. Ausgestattet mit einer GPS-App kein Problem, in Indien ist wirklich jeder noch so kleine Weg als Straße in manchen Karten eingezeichnet, wenn es sich auch nur um die Spur eines Motorrads durch die Wüste handelt. Genau das war auch der Weg, auf den wir nach einer Zeit kamen und dem wir weit ab von jeglicher Zivilisation folgten bis mein Vorderrad wegschwamm: platter Reifen.

Auf zwei Rädern durch’s Hinterland Hampis. Hier noch auf der Straße.


Wir waren mitten im hintersten Hinterland Hampis auf einer 20 cm breiten Straße ohne Handyempfang. Also Schieben. Im letzten Bericht habe ich erwähnt, dass es in Indien keinen Ort gibt, an welchem es unwahrscheinlich ist auf jemanden zu treffen. Und tatsächlich trafen wir nach etwa 2 km auf ein Haus, das von einem älteren Mann, seiner Frau, zwei Kühen, zwei Ziegen und grob geschätzt 50 Hühnern bewohnt wurde.
Nachdem mit Händen und Füßen unser Problem dargelegt war, führte uns der Mann ins nächste Dorf, wo dann ein Musterbeispiel indischer kultureller Interaktion zu bestaunen war: Unser vorübergehender Guide weckte einen Handwerker auf, der vor seinem Geschäft schlief, redete, stritt und gestikulierte wild für etwa 10 Minuten, woraufhin der Handwerker sich wieder auf seiner Terasse schlafen legte und unser “Guide” uns mitteilte, wir müssen ins nächste Dorf. Und er wollte nicht gehen, sondern mit dem kaputten Moped fahren, wir sollten zu zweit mit dem funktionierenden fahren – ein grandioser Anblick, wenn man bedenkt, dass ein XL SUPER HEAVY DUTY nicht recht groß ist, Koen und ich aber schon. Der Grund für das Insistieren unseres “Guides” stellte sich schon heraus, als wir wieder an seinem Haus vorbeikamen: er musste rein zufällig einen Hühnerstall ins Dorf transportieren, den er kurz entschlossen hinten aufs Moped schnallte. Naja, was soll man machen?

Im Dorf gab es eine Auto/Traktor/Fahrrad/Moped-Werkstatt und der Handwerker machte sich sofort auf die Suche nach dem Loch im Reifen. Leider ohne Erfolg, also einfach den Schlauch wieder aufgepumpt und fertig. Die Luft schien zu halten, ich war super-dankbar und bezahlte den Mann. Die zwei großen Europäer hatten natürlich inzwischen für Aufsehen gesorgt und eine große Schar Kinder und Einheimischer hatten sich um uns gesammelt. Die Kinder liefen uns noch mehrere hundert Meter das Dorf hinaus nach.

Kein Schaden in Sicht – eine Operation am offenen Herzen…oder Reifen.


Die Gang und ich, die Kinder des Dorfes waren begeistert aber auch ein wenig misstrauisch.


Nach mehreren Kilometern bot sich mit ein bekannter Anblick: mein vorderer Reifen hatte keine Luft. Einen besseren Ort hätten wir dafür allerdings schwerlich finden können. Wir waren direkt bei einer großen Straße angelangt und dort gibt’s einen Truckstop mit kompetentem (wenn auch schwer zu motivierendem) Personal.
Nach wenigen Minuten war das Loch im Schlauch lokalisiert und der Reifen wieder am Moped.
Für weitere Abenteuer hatten wir dann keine Lust mehr, also zurück ins Guesthouse durch die abendlichen Moskitoschwärme zu einem grandiosen Sonnenuntergang von den Felsen aus und einem fast noch grandioserem Abendessen.

Alles in allem ein top Tag in Hampi und ein weiterer Ort, an den ich definitiv wieder zurückmöchte!


Ein Gekko flieht vor unserer furchterregenden Erscheinung


Koen zur Abwechslung auf einem motorisiertem Zweirad.


Ein Trucker repariert seinen Lastwagen, während hinter mir der Handwerker das Moped repariert.


Der Sonnenuntergang auf den noch warmen Felsen rundet den Tag perfekt ab.