“Die Hoffnung, dass der Himmel aufreißt haben wir endgültig aufgegeben, als es dicht zu schneien begann”.

Heute Morgen haben wir uns zu zweit auf den Weg gemacht, um den Sonnenaufgang am Rachel zu fotografieren. Dazu sind wir um 5:00 Uhr von Oberfrauenau aus losgegangen. Als ich am Morgen aufstand und durch ein Loch in der Wolkendecke ein großes Stück Himmel sehen konnte, war ich guter Dinge, dass bis zum Sonnenaufgang die Wolkendecke aufreißt und ich einige dramatische Wolkenformationen im ersten Sonnenlicht festhalten kann.
Auch der dichte Nebel, der von Anfang an im Wald hing, trug zu meinem Optimismus bei, Nebel im Tal würde sich noch zusätzlich gut auf den Bildern machen!

Als der Nebel nach oben hin nicht lichter wurde, sondern immer dichter bis zu dem Punkt, an dem man mit Stirnlampe nur noch die nächsten 2m des Weges sah, begannen wir zu hoffen, dass der Gipfel zumindest über dem Nebel liegt. Die Hoffnung, dass der Himmel aufreißt haben wir endgültig aufgegeben, als es dicht zu schneien begann. Was zuerst nach Nebelreißen aussah, wurde bald zu dicken Schneeflocken. Im Schneetreiben gingen wir weiter bis zum Gipfel, wo sich noch ein eisiger Wind zum Schnee gesellte.

Fest stand, dass wir vom Sonnenaufgang an sich nicht sehr viel sehen würden: es wurde eben einfach plötzlich schnell heller. Trotzdem hatte die so entstandene Landschaft einen großen Reiz, eine düstere Schönheit, welche die Kälte ausstrahlt, die auch geherrscht hat. Nach den ersten paar Fotos waren die Finger taub, was die Bedienung einer Kamera nicht wirklich leichter macht. Nachdem diese ersten paar Fotos aber am Kameradisplay schon sehr cool wirkten stand Umkehren nicht zur Debatte.
Mit Hilfe einer Stirnlampe entstanden noch einige Bilder, die einem Horrorfilm entsprungen sein könnten. Leuchtet man mit der Lampe direkt in die Kamera, verwandelt sich bei entsprechenden Einstellungen der gesamte Kopf des Trägers der Lampe in einen Ball aus Licht. Wie aus einer mythischen Geschichte steht so ein Körper mit leuchtendem Ball als Gesicht im Grau des vernebelten und verschneiten Sonnenaufgangs.

Da unser vierbeiniger Gefährte “Chico” schon fror, machten wir uns trotz der einmaligen Stimmung relativ bald auf den Rückweg, wo es nach einigen Höhenmetern auch wieder spürbar wärmer wurde. Mit den wiederaufgetauten Fingern musste ich natürlich noch ein paar Bilder am Weg machen.
Die morgendliche Fotowanderung ist definitiv nicht so verlaufen, wie sie geplant war. Aber ist das nicht gerade der Reiz, der von der Natur ausgeht? Man weiß nie, was einen wirklich erwartet, immer sieht alles anders aus – manchmal sind die Veränderungen nur klein, manchmal erwartet einen eben Schnee anstatt eines strahlenden Sonnenaufgangs.

Alle diese Szenarien haben gemein, dass man der Situation immer etwas schönes abgewinnen kann, wenn man sich auf sie einlässt.

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